Physiologische Hörentwicklung

Die physiologische Hörentwicklung bildet die Grundlage der sprachlichen Entwicklung.
Wie verläuft die Hörentwicklung?
Im MutterleibBereits in der sechsten Schwangerschaftswoche ist das Hörorgan angelegt. Spätestens ab der 28. Schwangerschaftswoche zeigt der Fötus erste Reaktionen im Mutterleib auf akustische Reize.
Nach der GeburtDurch ständige akustische Anregung der Umwelt entwickelt sich die Hörfähigkeit des Kindes. Das Neugeborene reagiert zunächst nur auf laute Schallreize mit Reflexen (Lidreflex / Mororeflex), Bewegungsänderungen in der Mimik oder mit einer Augenweitstellung.
Ab dem 1. LebensmonatDer Säugling zeigt zunehmend auditive Aufmerksamkeit. Er wird z.B. durch die Stimmen der Eltern besänftigt, beruhigt sich bei kontinuierlichen leisen Geräuschen aus unmittelbarer Nähe oder erschrickt bzw. wacht durch plötzliche Geräusche auf.
Vom 3. - 6. LebensmonatDie Säuglinge zeigen vermehrtes Interesse an Schallreizen. Bei auffälligen Geräuschen reagieren sie mit unterschiedlichen Reaktionen, z.B. wird der Kopf Richtung Schallquelle gedreht und die Augen suchen diese Schallquelle. Die Stimmen der Eltern werden nun ebenfalls erkannt.
Vom 6. - 9. LebensmonatDie Kinder lauschen mit Freude auf Geräusche, Musik, Unterhaltungen und versuchen auch Schallquellen außerhalb ihres Blickfeldes zu finden. Die Entwicklung des Sprachverständnisses beginnt mit dem Verstehen typischer Intonationsmuster der Umgangssprache.
Die zweite Lallphase wird durchlaufen, d.h. das Kind erzeugt Töne mit steigender und fallender Modulation.
Ab dem 9. LebensmonatDas Kind reagiert auf den eigenen Namen, auf Stimmen von bekannten Personen und versteht sogar schon einfache Aufforderungen sowie häufig benutzte Wörter, wie z.B. „nein“.
Um das 1. LebensjahrDie Kinder können Schallreize sicher und direkt lokalisieren.
Sie verstehen Verbote, reagieren auf leise Zusprache und auf Stimmen ihrer Umwelt mit „Geplapper“. Sie erkennen Personen und Spielzeug, wenn sie danach gefragt werden, können Rufe aus einem anderen Zimmer hören bzw. darauf reagieren und sprechen selbst erste Wörter.
Um das 2. LebensjahrDie Kinder verstehen geflüsterte Sprache, einfache Fragen sowie Aufforderungen (z.B. „Zeige …“).
Um das 3. / 4. LebensjahrSpätestens bis zum 4. Lebensjahr können Kinder komplexe Sprachäußerungen verstehen.
Woran erkennen Sie, dass Ihr Kind gut / schlecht hört?
Zeigt Ihr Kind eine oder mehrere der nachfolgend beschriebenen Verhaltensweisen / Symptome könnte dies auf eine Hörstörung deuten. Aus logopädischer Sicht ist es ratsam, dies von einem Facharzt (HNO, Pädaudiologe, Phoniater) überprüfen zu lassen.

  • keine Reaktion auf Ansprache oder laute Geräusche
  • Anweisungen werden nicht korrekt befolgt
  • Ihr Kind reagiert oft mit „Wie?“ oder “Was?“
  • Medien (Radio, TV, CD Spieler, etc.) werden durchgehend sehr laut eingestellt
  • Ihr Kind wendet auffallend oft eine Seite der Geräuschquelle zu
  • es wird immer wieder Blickkontakt beim Sprechen gesucht
  • die Sprachentwicklung des Kindes ist verzögert
  • die Artikulation Ihres Kindes ist schwer verständlich oder es verwechselt ähnlich klingende Laute