Störungen des Wortschatzes / des Sprachverständnisses

Man unterscheidet Störungen des aktiven Wortschatzes (Wörter, die das Kind aktiv spricht) und Störungen des passiven Wortschatzes (Sprachverständnis, d.h. Wörter die das Kind versteht, aber nicht anwendet).
Ein Kind mit Sprachverständnisschwierigkeiten ist nicht oder nur eingeschränkt in der Lage, Geschichten, Aufforderungen oder Erklärungen zu folgen und zu verstehen, obwohl das Gehör intakt ist.
Im Alltag fällt eine Sprachverständnisstörung kaum auf, da die Kinder den Zusammenhang durch die Situation, Mimik und Gestik erkennen und verstehen (z.B.: Die Mutter zeigt auf die Tür und sagt: „Öffne mal die Tür“ – da es gerade geklingelt hat ist es für das Kind eindeutig, was es tun muss ohne den Satz zu verstehen).

Woran erkennt man eine Wortschatzstörung / Störung des Sprachverständnisses?

Störungen des aktiven Wortschatzes

  • das Lexikon wächst nur langsam
  • das Kind verwendet nur wenige Wörter; ihm fehlen auch alltägliche Wörter, wie z.B. „Baum“, „laufen“, „schön“, …
  • geringe Wortschatzvielfalt: Das Kind kann sich nicht gezielt ausdrücken; es benötigt viel Zeit zum Erzählen und kommt nicht auf den Punkt
  • es besteht meist ein hoher Anteil an Nomen und nur ein geringer Anteil an Verben, Adjektiven und Funktionswörtern
  • vermehrter Gesteneinsatz
  • das Kind verwendet oft unspezifische Wörter, wie z.B. „Dings“ und „machen“
  • ähnliche Wörter werden vertauscht (z.B. Stuhl und Sessel)
  • Schwierigkeiten bei der Zuordnung von Ober-/ Unterbegriffen (z.B. Pferd und Schwein dem Oberbegriff „Tier“ zuzuordnen)
  • das Kind verwendet für Subjekte mit denselben Merkmalen die gleichen Wörter, z.B. alles was fliegen kann sind Enten und alles was vier Beine hat sind Hunde

Störungen des passiven Wortschatzes (Sprachverständnis)

  • Äußerungen werden nicht verstanden
  • gar keine oder vorschnelle Reaktion auf Anweisungen
  • völlige Interessenlosigkeit (z.B. beim Vorlesen)
  • ungenaue oder keine Reaktion auf Fragen
  • später Sprachbeginn
  • Echolalie (Wiederholung von Äußerungen oder Teilen von Äußerungen des Gesprächspartners)
  • floskelhafte Sätze
  • mangelnde Aufmerksamkeit für Sprache (z.B. geringe Reaktion auf Sprache; kein Interesse beim Vorlesen; es werden jedoch gerne Bilderbücher angeschaut)
  • es wird häufig mit „ja“ auf Fragen geantwortet
  • im Alltag treten häufig Missverständnisse auf
  • zusätzlich kann es zu Artikulationsstörungen, Störungen im aktiven Wortschatz und im Grammatikerwerb kommen

Kinder mit Sprachverständnisstörungen beobachten ihre Mitmenschen sehr genau, um ihr Verhalten dann nachzuahmen. Diese Kinder haben nie gelernt, dass man Sprache genau verstehen kann. Sie entwickeln aber dennoch ein Störungsbewusstsein, weil sie merken, dass bei ihnen etwas anders ist, als bei anderen Kindern.